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m das Überleben der größten Katzen der Welt zu gewährleisten ist es nötig eine Politik zu gestallten, die alles menschenmögliche unternimmt diesem noblen Ziel Rechenschaft zu tragen. Im Gegensatz zu dem Thema "Schutz" möchte ich hier mit den Meilensteinen der Politik beschäftigen. Obwohl ich Meilenstein zweifelsohne für die korrekte Wortwahl halte sind wohl nicht alle so positiv zu verstehen, wie das Wort implizieret.

Aus heutiger Sicht war das 20ste Jahrhundert ein rabenschwarzes Jahrhundert für den Tiger. Noch im 19ten Jahrhundert gab es weltweit ca. 100.000 Tiger die die Wälder Indiens, Rußland, Indonesiens und sogar Persiens durchstreiften. Von den dort lebenden Menschen wurde der Tiger immer als Herrscher des Dschungels geachtet und verehrt. In vielen Kulturen war es ein heiliges Tier, dem entsprechend Respekt gezollt werden mußte.

Niemand wäre auf die Idee gekommen einen Tiger zu jagen. Selbst das töten eines Tiger aus Notwehr, was zu damaligen Zeit nicht sehr einfach gewesen sein dürfte, war in manchen Kulturen strengstens verboten. Es war ehrenvoll sich töten zu lassen als den Herrscher des Dschungels zu verletzen. Wenn ein Bauer damals ein Rind an einen Tiger verloren hat, dann war dies ein viel herberer Verlust für den Bauern als die heute der Fall ist (zumindest großflächig). Dieser Verlust wurde aber hingenommen, da die Menschen einsahen, daß der Tiger auch für sich jagen muß.

Die Einstellung dieser Leute gegenüber dem Tiger hat sich bis heute nicht viel geändert. Die Menschen in den Länder in denen der Tiger lebt haben großen Respekt vor ihm und haben nicht im Sinn eine Ausrottungsjagd zu betreiben. Der Einfluß der so schädlich für den Tiger war kam von den Kolonialmächten, die im 19ten Jahrhundert einen großen Teil des Verbreitungsgebietes des Tigers kontrollierten und für sich wirtschaftliche Zwecke nutzbar machen wollten. In erster Linie beziehe ich mich auf die Britische Kolonialmacht. Alleine den Briten die Schuld zu geben wäre aber viel zu kurz gegriffen. Einen großen Teil der Schuld trägt auch die Indische Oberklasse der Rajas und Maharadschas, die ebenfalls an Trophäen der Großkatze großes Interesse hatten.

Die Beziehung die die Einheimischen zu den Tigern hatte war für die Engländer nicht nachvollziehbar. Immer wenn über den Tiger gesprochen wurde, war dies in einem negativen Kontext. Ein Beispiel wären Arbeitsunterbrechnungen weil ein Tiger in der Gegend auf Jagd war und die "Arbeiter" sich nicht auf die Felder trauten. Ich bin mir auch sicher, daß penible Statistiken geführt wurden, in welcher Provinz wie viele Tieren von Tigern gerissen wurden. Nach gründlicher Analyse kam man wohl zur Auffassung, daß es nicht akzeptabel ist Nutz- oder andere Tieren an den Tiger zu "verlieren".

Dieser Aspekt ist natürlich nur ein Teil des Mosaiks. Die unzähligen "Sportjäger" die aus Spaß an manchen Tagen fünf oder mehr Tiger erlegten trugen auch ihren erheblichen Teil zur heutigen kritischen Situation des Tigers bei. Es entbrannte eine regelrechte Hetzjagd auf die Tiger. Das einzige Ziel dieses verabscheuungswürdigen Schauspiels war es, den größten und schönsten Tiger zu erlegen, um sich mit seiner "Leistung" in diversen "Sportclubs" zu brüsten. Die Größen aller je erlegten Tiger wurden im sogenannten "Rowlands Records of Big Game" festgehalten - ein Index in dem sich viele Personen verewigen wollten. Dieser Index wurde zwar auch für wissenschaftliche Studien zur Größe und zum Gewicht des Tigers verwendet, aber dies rechtfertigt nicht den Massenmord, der veranstaltet wurde.

Im letzten viertel des 20sten Jahrhunderts hatte es der Mensch geschafft die Tigerpopulation um etwas mehr als 95% zu reduzieren. Die Forstbehörden schätzen die Anzahl der Tiger um 1970 auf 1.800 Tiere. Erst jetzt wurde ein sofortiges Jagdverbot von den zuständigen Regierungen ausgesprochen. Drei Jahre nach dem dieses Jagdverbot ausgesprochen wurde, konnte in Zusammenarbeit mit dem World Wildlife Fund for Nature (WWF) das Projekt Tiger initiiert werden. Unter der Schirmherrschaft des Projekt Tiger wurden als erstes neun Reservate in Indien gegründet, die einen geschützten Lebensraum des Tigers darstellen sollten. Dies alles konnte nur geschehen, das die Indische Regierung in vollem Maße ihre Unterstützung zugesichert hatte. Vor allem ein Name sollte in diesem Zusammenhang nicht unterschlagen werden: Indira Priyadarshini Gandhi; Ihr soll der nächste Absatz gewidmet sein.

Indira Gandhi wurde am 19 .November 1917 in Aallahabad als Tochter von Jawaharlal Nehru, dem ersten Premierminister von Indien, geboren. Sie war die offizielle Begleiterin ihres Vaters bei Staatsanlässen, da ihre Mutter bereits verstorben war. Sie wurde auch für ihre Partei tätig und verbüßte wegen Subversion eine 13monatige Haftstrafe, zu der sie ein Britisches Gericht verurteilte. Nach ihr Vater zu beginn des Jahres 1966 verstorben war, wurde sie zur ersten Premierministerin Indiens gewählt. Sie behielt dieses Amt bis 1977. Wegen dem Vorwurf das demokratische System zu unterwandern rief sie 1977 Neuwahlen aus und verlor die Mehrheit. Darauf hin trat Indira Gandhi zurück. Bei den Wahlen im Jahr 1980 gelang ihr jedoch ein bemerkenswertes Comeback und sie konnte erneut auf eine Mehrheit bauen. Bis zu ihrem Tod 1984 war sie erneut Premierministerin von Indien. Am 31. Oktober 1984 wurde Indira Gandhi von zwei Mitgliedern ihrer Leibwache ermordet. Obwohl ihre Reformen immer umstritten waren, trug sie einen entscheidenden Teil dazu bei, daß das Projekt Tiger so erfolgreich und umfangreich gestartet werden konnte. Ohne den Fürspruch von Indira Gandhi hätte das Projekt Tiger nicht statt finden können.

An zahlreichen Stellen habe ich bereits auf das Projekt Tiger hingewiesen und deswegen möchte ich noch ein paar Worte dazu verlieren, für mehr Informationen können Sie aber noch in den Bereich "Schutz" sehen. Nach einer erneuten Schätzung der Forstbehörden 1993 belief sich der Bestand der Tigerpopulation auf 4.000 Tiger. Das stellt ca. 60% der weltweiten Tigerpopulation dar. Heute wird die Gesamtzahl der Tiger weltweit auf ca. 7.000 Tiere geschätzt von denen etwa 3.600 in Indien leben. Man kann also erkennen, daß sich die Situation der Tiger in Indien wieder etwas verschlechtert hat. Jedoch wurden bereits einige Maßnahme, wie der besser Schutz der Lebensräume und Erweiterung der Reservate, in Angriff genommen.

Wesentlich kritischer ist die Situation des sibirischen Tigers. Nach Schätzungen von einigen renommierten Forschungsinstituten beläuft sich die Zahl der frei lebenden sibirischen Tiger auf weniger als 300 Tiere. Im Jahr 1996 ging man von etwa 500 Tieren aus. Diese Zahl resultiere jedoch auf gravierenden Fehlern bei der Schätzung selbst. Es wurden völlig falsche Annahmen zu Grunde gelegt. Aktuell geht man von ca. 250 sibirischen Tiger aus. Zum Vergleich, in den zoologischen Gärten weltweit leben über 1.500 sibirische Tiger. Biologen und Genetiker haben festgestellt, daß sobald die Population einer beliebigen Tierart unter 120 Tiere fällt, kein natürliches überleben mehr möglich ist. Der sibirische Tiger seht also kurz vor dem Aussterben. Wenn nicht sofort durchgegriffen und gehandelt wird, dann könnte nur noch der Zoo also "Arche Noah" für den sibirischen Tiger dienen.

Für die anderen Unterarten des Tiger, vielleicht mit Ausnahme des Sumatratigers und des Corbetttigers (ca.1.500 Tiger), scheint jede Hilfe zu spät zu kommen. Zu den bereits ausgestorbenen Arten Javatiger, Balitiger und Kaspitiger wird sich aber wohl bald noch der Amoytiger "gesellen". Es scheint so als könnte man nichts mehr für diese wundervollen Geschöpfe tun, selbst wenn man alles mögliche versucht.

Wenn der Mensch nicht sofort reagiert und seine Verantwortung gegenüber allen Tieren auf diesem Planetenüber kurzsichtige egoistische ökonomische Erwägungen stellt, dann wird auch die größte Tigerart, die größte Katze der Welt, der sibirische Tiger das nächste Jahrzehnt kaum überleben können. Ähnlich, aber noch nicht ganz so kritisch, sieht die Situation des Sumatratiger aus. Er ist die einzige der einstmals drei Inseltigerarten, die bis heute überleben konnte. Auch er ist drauf angewiesen, daß sein Lebensraum erhalten bleibt und nicht in minderwertiges Ackerland verwandelt wird, nur um die Gier der Menschheit zu befriedigen. Nicht nur der Mensch hat das Recht zu überleben, sondern auch alle anderen Lebewesen.

Zur Zeit scheint es so, als wäre der indische Tiger die einzige Tigerart, deren überleben halbwegs gesichert scheint. Ohne die Mithilfe der indischen Bevölkerung wäre dieser "kleine" Erfolg nicht möglich gewesen. Es muß aber klar gestellt werden, daß ohne die weitere Unterstützung der betroffenen Völker, sein es die Inder oder die russische Bevölkerung, kann der Tiger auch in Zukunft nicht überleben. Aus diesem Grund sollten gerade die westlichen Zivilisationen alles ihnen mögliche machen, um diese Völker zu unterstützen, weil die westlichen Länder zu einem guten Stück (wenn nicht sogar alleine) für die mißlich heutige Situation aller Tiger weltweit verantwortlich sind.

Mit diesem Sätze möchte ich meine Ausführungen zur "politischen Lage" des Tigers beenden. Informationen über den Schutz der Tiger können Sie unter der Rubrik "Schutz" nachlesen. Falls Sie an meiner persönlichen Stellungnahme zu all diesen Thema interessiert sind, dann können Sie dies unter "Meine Meinung" lesen. Ich hoffe alle Fakten adäquat und korrekt dargestellt zu haben und falls Sie Fragen oder Anmerkungen haben, dann schicken Sie mir einfach eine EMail:


© 2001 by Marc "Sesshoumaru" Meiner