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m Gegensatz zum Menschen verwenden Katze ihr Ohren nicht nur zum Hören, sondern können auch sehr ausdrucksstark Stimmungen mit ihnen vermitteln. Man kann zwischen fünf Signalen unterscheiden, die getrennt jeweils Entspannung, Wachsamkeit, Erregung, Abwehrhaltung oder auch Aggression ausdrücken.

Ohren nach vorne geöffnet und leicht seitlich abgewickelt:

Diese Stellung der Ohren symbolisiert klar eine entspannte und friedfertige Stimmung. Ein Tiger in dieser Lage lauscht vielleicht interessanten Umgebungsgeräuschen und/oder will spielen.

Ohren spitz aufgestellt und exakt nach vorne gedreht:

Diese Konstellation ist ein untrügerisches Zeichen für erhöhte Aufmerksamkeit bzw. Wachsamkeit. Die Ohren sind dann genau auf Objekt des Interesses und ändern ihre Stellung nicht, bis die Situation geklärt ist. Eine Ausnahme wäre ein weiteres „unbekanntes“ Geräusch aus einer anderen Richtung. In diesem Fall kann es vorkommen, daß sich ein Ohr auf das neue Geräusch ausrichtet während das andere Ohr weiterhin auf das ursprüngliche Objekt (Geräuschrichtung) fixiert bleibt – es wird aber meist klein Blick zur Seite „riskiert“.

nervöses Zucken der Ohren:

Ein sicherer Anhaltspunkt für eine Katze in erregter Stimmung. Bei domestizierten Katzen tritt dieses Phänomen relativ selten auf, während es beim Tiger und anderen Wildkatzen öfters gesehen werden kann. Es ist vielleicht problematisch manchmal zu erkennen, ob es sich um Zucken oder einen anderen Reiz (vielleicht ein kleiner Juckreiz) handelt, deswegen sollte man sich hier nicht nur auf die Ohren verlassen und andere Signale auch in die Beurteilung einfließen lassen.

Ohren sind seitlich ganz flach an den Kopf angelegt:

Das seitliche Anlegen der Ohren an den Kopf ist ein Zeichen für eine defensive bzw. eine Abwehrhaltung. Augenscheinlich läßt diese Stellung den Kopf etwas rundlicher aussehen und scheint primär dem Schutz der Ohren vor den Waffen (Krallen, Zähnen, usw.) des Gegners zu dienen. Die Ohren sind dann meistens von vorne gar nicht mehr zu erkennen.

Ohren nach hinten gedreht und halb aufgestellt:

Dies ist das eindeutigste Zeichen das uns der Tiger zukommen lassen kann. Es steht für größte Aggression und für einen gleich folgenden Angriff sollte man sich nicht sofort unterwerfen und das Weite suchen. Durch das drehen der Ohröffnungen nach hinten wird die Rückseite der Ohren sichtbar. Nun kann man etwas erkennen, was einem vorher vielleicht nicht aufgefallen ist: einen großen weisen Fleck auf der Rückseite jeden Ohres. Besonders beim Tiger, der einen sehr ausgeprägten weisen Fleck mit einer schwarzen Umrandung hat, ist dies ein klares Anzeichen von Zorn und Aggressivität. Von der Stellung der Ohren her ist dies eine Mischung aus Abwehr und Erregung, da der Tiger die Ohren erst nach hinten drehen muß um die völlig anlegen zu können. Wenn es tatsächlich zu einem Angriff kommen sollte, dann ist der Tiger schnell in der Lage die Ohren an zu legen. Prinzipiell sollte man sich schnell in Sicherheit bringen sollte man beim Anblick eines Tigers von vorne die beiden weisen Flecken auf der Rückseite der Ohren sehen können. Eines muß sollte aber noch Erwähnung finden: Dieses Ohrensignal ist stets von anderen Drohgebärden, wie heftigem „Brüllen“, begleitet, kann aber bei einem überraschten Tiger schlagartig auftreten. Man sollte sich also deutlich bemerkbar machen, wenn man sich einem Tiger aus dem „toten“ Winkel nähert, auch wenn einen der Tiger kennt und vertraut ist die erste Reaktion meist durch Reflexe bestimmt (Prankenschlag oder schnelles zubeißen).


Die weißen Flecken auf jeder Ohrenrückseite werden auch Augenflecken genannt. Diese Bezeichnung hängt eng mit der vermuteten Funktion dieser zusammen. Es wäre auch unsinnig abzunehmen, daß diese Flecke nur Dekoration sind. Wenn man einem Tiger von hinten auf den Kopf sieht kann man diese Flecken sehen. Für einen Angreifer sehen diese Flecken wie Augen aus - als würde der Tiger den Angreifer beobachten. Unter diesen Umständen würde kein anderer Tiger oder ein anderes Raubtier einen Tiger angreifen, denn er muß annehmen, daß der Tiger ihn sieht. Mitunter sollten diese Augenflecken also einem Angriff auf den Tiger aus dem Hinterhalt vorbeugen.

Auch einige Naturvölker aus Indien, und vor allem in den Sundarbans, nutzen diesen Trick für sich aus. Sie setzen sich Masken mit aufgemalten Augen auf, um so einem Tiger, der im Hinterhalt auf sie lauert (vor allem Menschenfresser), vorzugaukeln beobachtet zu werden. Der Tiger weis, daß ein Erfolg bei der Jagd meist nur von Erfolg gekrönt ist, wenn er sich unbemerkt nahe anschleichen kann. Da der Tiger durch diese Augenmaske, die die Menschen natürlich auf dem Hinterkopf tragen (*g*), denkt beobachtet zu werden, greift er meist nicht an. Natürlich ist ein Tiger nicht dumm und einige, die keine Scheu vor dem Menschen haben und diesen einige Zeit observieren, durchschauen diesen Trick auch. Die Menschenfresser scheinen den Menschen aber auch als Räuber zu sehen, da sie so verkleidete Menschen fast nie angreifen und vorsichtiger sind, während andere Tiger häufiger zuschlagen. Diese anderen Tiger verteidigen sich meist nur und fressen den Menschen nicht.


Bei alles Signalen sollte man jedoch immer auf die Eindeutigkeit achten. In manchen Situationen, wie beim Koten, kann es einem so vorkommen als würde einem der Tiger die beiden Flecken auf den Ohrenrückseiten zeigen, um Aggression an zu kündigen, aber wenn man genau hin sieht befinden sich die Ohren in ehr seitlich weg gedrehter Stellung und nicht exakt auf den Beobachter ausgerichtet (nur dies wäre ein sicheres Indiz für Aggression). Ohne vorherige Provokation würde man auch nie von einem Tiger angegriffen. Ausnahme sind sicherlich sehr hungrige Tiger bzw. Menschenfresser.

Wenn Sie noch mehr Information hierzu wollen oder eine Frage haben, dann schicken Sie mir einfach eine EMail und/oder sehen in das Kapitel „Mißverständnisse und was man wissen sollte...":

© 2001 by Marc "Shir Khan" Meiner