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O

bwohl viele Lebewesen die gleichen Sinne haben, beziehen sich alle folgenden Aussagen ausschließlich auf den Tiger, wenn nichts anders dazu gesagt wird. Beginnen möchte ich mit dem wohl wichtigsten Sinn (Ansicht des Autors), dem Sehen.

Der wichtigste Aspekt, für einen Jäger, dürfe das Abschätzen von Entfernungen sein. Man unterscheidet in der Wissenschaft zwischen zwei Systemen,  dem monookularen und dem biokularen (o. binokularen) sehen. Mit ersterem ist die Unabhängigkeit beider Augen voneinander gemeint. Hier entsteht ein großes Sehfeld das bis zu 342° Panoramen, wie beim Chamäleon, ermöglicht. Diese Art des Sehens wäre also für Tiere geeignet, die häufig mit Angriffen auf sich rechnen müssen. Da der Tiger mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dies nicht befürchten muß, ist dieses Prinzip von der Natur nicht für ihn gewählt worden. Durch die frontale Anordnung der Augen wird das Gesichtsfeld zwar auf Kegelpanoramen von ca. 200° eingeschränkt, aber dies wird von den sich ergebenden Vorteilen mehr als nivelliert. Der Tiger kann, wie alle Großkatzen, 3-Dimensional (biokular) sehen, da bei ihm beide Augen in die gleiche Richtung zeigen und somit eine genügende Überlappung der Sehachsen gewährleistet ist.

Dies ist aber nicht der einzige Aspekt. Man muß auch den Bewegungsapparat der Augen und die Fähigkeit des Gehirns diese Informationen verarbeiten zu können, vor allem den „Lobi optici“, betrachten. Da ich auf diese Tatsachen nicht näher eingehen möchte sage ich hierzu nur, daß alle Voraussetzungen beim Tiger erfüllt sind. Es wäre auch ziemlich unpraktisch, wenn ein Raubtier den Abstand zwischen sich und seiner Beute nicht abschätzen können würde. Der Sehapparat des Tigers funktioniert ähnlich dem aller Säugetiere, den menschlichen eingeschlossen. Ein Kuriosum in diesem Zusammenhang möchte ich aber noch erwähnen. Hin und wieder kommt es vor, daß ein Tiger eine blaue Iris besitzt (was das noch mit sich bringt sein hier dahingestellt). Ist das Tier in erregtem Zustand, wie dies unmittelbar vor einem Angriff z. B. der Fall ist, so ändert sich die Farbe der Iris wieder in das bekannten Gelb - ein unter Umständen nützlicher Indikator.

Tagsüber ist das Sehvermögen des Tigers ähnlich dem Menschlichen, aber tendenziell besser. Wenn man den selben Vergleich für das Sehvermögen bei Nacht durchführt, erhält man schon ganz andere Ergebnisse. Das sollte aber niemanden ernsthaft überraschen. Das Sehvermögen des Tigers ist bei Nacht ungefähr 6-mal so gut wie das des Menschen. Dieser Effekt lässt sich mit einer Eigenheit im inneren des Tigerauge erklären. Gemeint ist eine lichtreflektierende Zellenschicht (tapetum lucidum) die in der Aderhaut des Auges eingebettet ist und das Licht, welches bereits die Netzhaupt passiert hat, zurück auf selbige wirft. Durch diesen Effekt wird das Licht diffus, in Richtung des sendenden Objektes zurück, gestreut und erzeugt das uns bekannte Hintergrundleuchten der Katzenaugen, welches wir auch von Hauskatzen kennen. Dies ist natürlich nur bei Nacht direkt zu beobachten, da bei Tag dieses diffuse Leuchten, durch das hohe Lichtpotential der Umgebung, überdeckt wird obwohl es auch dort vorhanden ist.

Neben dieser Tatsache muß auch noch die sogenannte Dunkeladaption angesprochen werden. Ein Pigment namens Rhodopsin ist für die Lichtempfindlichkeit der Stäbchen im Auge zuständig. Ohne Vitamin A ist der Organismus aber nicht in der Lage es zu produzieren, was eine Nachtblindheit bei Vitamin-A-Mangel nach sich zieht. Das Auge des Tigers enthält mehr Stäbchenzellen als Zapfen. Das ist der Grund weswegen ein Tiger zwar sehr gut Hell-Dunkel-Unterschiede erkennen kann, aber das spektrale Farbsehen nicht ganz so gut ausgebildet ist. Da sich die „Fovea centralis“ etwa in der Mitte des Sehfeldes befindet ist auch nur in dieser Mitte scharfes Sehen möglich (gilt für alle Mammalia).

Objektiv betrachtet ist es auch wichtiger ein Beutetier, neben der Abstandseinschätzung, auch bei Dunkelheit zu lokalisieren als die Farbe des Fell oder dessen Musterung zu erkennen. Von den Augen der Säugetiere sind die Augen des Tigers mit Sicherheit eine der Höchstentwichelsten. Falls Sie mehr über andere Sinne des Tigers wollen, dann kann in einem speraten Bereich meiner Homepage weiteres gefunden werden, auch eine Version dieses Textes ist dort nochmals zu finden.


© 2002 by Marc "Sesshoumaru" Meiner